Die Landwirtschaft in Oberdorla 1950 bis 1952
Die Kartoffelernte 1949 war nicht gut ausgefallen, im Dorf wurden Pflanzkartoffeln für die neue Pflanzperiode eingesammelt.
In der Landwirtschaft der DDR waren 1950 2,2 Millionen Menschen beschäftigt. In mittel- und kleinbäuerlichen Betrieben arbeiteten zahlreiche mithelfende Familienangehörige. Um die Landwirtschaft zu erfassen und sie auf ihre künftige Aufgaben vorzubereiten, wurden zahlreiche Landwirtschaftliche Berufsschulen aufgebaut. Die Söhne und Töchter der Landwirte mussten nun an einem Tag in der Woche, 3 Jahre lang diese Einrichtung besuchen. Damals gab es ja nur Abgänger der Klasse 8. In Schlotheim, in Weidensee und später in Dachrieden befanden sich Außenstellen dieser Schulen. Im Kreis Langensalza war eine solche Einrichtung im ehemaligen Sitz des "Herren von Goldacker", hier gingen die Flarchheimer, Weberstedter, Mülverstedter, Craulaer, Waldstedter, Heroldishäuser und die von Zimmern zur Schule. 1950 erfolgte überall der Zusammenschluß der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe VdgB und der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft BHG.
Juli: Die Vereinigung der Erfassungs- und Aufkaufbetriebe übernahm die ehemalige Getreide- und Landesproduktenhandlung von Martin und Ortwin Knöpfel am Bahnhof.
Viehzählung 1950:
118 Pferde; 564 Rinder davon 189 Milchkühe; 82 Zugkühe; 1297 Schweine; 241 Kaninchen; 4181 Hühner; 344 Gänse; 63 Enten; 63 Bienenvölker.
Am 3.8. wurde die Ortsgruppe der Demokratischen Bauernpartei gegründet.
Amtliche Bekanntmachung des Bürgermeisters Bang:
Ablieferung Normen der Gemeinde im Durchschnitt pro ha und dt pflanzliche Produkte.
BetriebsgrößeKartoffelnGetreide Raps Mohn
bis 5 ha57,5 7,77,7 5,4
5 bis 10 ha66,311,88,5 5,6
10 bis 20 ha91,316,89,9 6,1
Tierische ProdukteFleisch kgMilch kgEier Stck
bis 5 ha64,031651
5 bis 10 ha64,032559
10 bis 20 ha 92,048073
In Leipzig fand 1950 die erste Lehr- und Leistungsschau der Landwirtschaft statt.
Das Gut Weidensee wurde in ein Volkseigenes Gut umgewandelt. Es wurden ca. 80ha bewirtschaftet.
Der Pro Kopf–Verbrauch 1950
Fleisch oder Fleischwaren: 22,0kg; Butter 4,5kg; Milch 74,4kg; Eier 63 Stck; Gemüse 26,0kg; Obst 8,9kg
Die herabgesetzten HO-Preise (27.03.1950), in Klammern die bisherigen Preise:
500g Weizenmehl 3,00 D-Mark( 4,00 DM)
500g Nudeln 3,40 "( 4,50 " )
1000g Roggenbrot 2,50 "( 3,50 " )
500g Zucker 6,00 "( 7,50 " )
500g Schweinefleisch 25,50 "( 30,00 " )
500g Bücklinge 4,00 "( 10,00 " )
500g Margarine 18,00 "( 25,00 " )
500g Butter 30,00 "( 35,00 " )
500g Hackepeter 22,00 "( 25,50 " )
Einige Preise auf Lebensmittelmarken wurde erhöht, so auf:1kg Butter kostete nun 4,20 D-Mark, 1kg Margarine 2,20 D-Mark, 1kg Schmalz 2,60 D-Mark, 1kg Schweinekotelett 2,75 D-Mark.
Die amtlichen Preise vom 17. Juli 1950 (HO Preise)
500 g Schweinefleisch 7,50 D-Mark
500 g Leberwurst 11,00 "
1 Liter Vollmilch 2,00 "
Der Stundenlohn eines Maurers betrug 1,33 DM und der eines Elektrikers jag bei 1,78 DM. Ein Lehrer verdiente monatlich ca. 300 DM.
27.08.1951: Der 4 jährige Sohn des Traktoristen Walter Blum wurde auf dem Dreschplatz angefahren, er starb am nächsten Tag. Der Fahrer des Fahrzeuges war der Vater selbst. Er war unschuldig, er hatte seinen Sohn nicht bemerkt.
Auf dem Dreschplatz fanden, wie alljährlich, Tag- und Nachtschichten statt. Bewirtschafter von Flächen unter 1ha ließen ihr Getreide gleich vom Pferdewagen herab, auf dem Dreschplatz dreschen. Der Andrang war riesengroß. Meistens wurde mit drei Dreschmaschinen gedroschen. Doch Wartezeiten waren nicht vermeidbar. Die Wagen wurden im Weidenseeweg abgestellt, die Pferde wurden in die Ställe gebracht. Nun musste bei jeder Fuhre ein Mann stehen, der die Wagen immer mit nachrückte. War niemand da, wurde der betroffene Wagen einfach stehen gelassen, um so schneller kamen die anderen an die Reihe. Die Wagen standen nicht selten bis zum Hauptgraben. Man schlug sich im Weidenseeweg manche Nacht um die Ohren. Wenn man endlich soweit war, musste man schnell von zu Hause die Mithelfer holen. Die Wagen rappelten die ganze Nacht durch das Dorf, da ja die meisten Leute am anderen Tag wieder zur Arbeit mussten. In den nächsten Jahren wurde der Andrang dort noch größer, da auch die Landwirte einen Teil des Getreides früh abliefern sollten. Sie bekamen dafür eine schöne Frühdruschprämie. Der große Andrang zur Dreschmaschine hatte seine Ursache in der Struktur des Ortes. Oberdorla hatte 1934
506 Landbesitzer bis 1 Hektar
192 "von 1 bis 5 "
48 " " 5 " 10 "
23 " " 10 " 20 "
Angaben nach der Chronik von Doris Ebert 1934. Eine ähnliche Struktur gab es im Bezirk Erfurt nur noch einmal, in Herbsleben.
Viehzählung 1951:
Pferde 119; Rindvieh 590 davon 199 Milchkühe, 104 Zugkühe; Schweine 1641; Schafe 681; Ziegen 1030; Kaninchen 151; Hühner 4351 davon 470 Hennen; Gänse: 272; Enten: 80; Bienenvölker 96.
In der Landwirtschaft wurden, wie in den vergangenen Jahren, zahlreiche Erntehelfer aus den Betrieben eingesetzt.
Eine Kommission war in Oberdorla einquartiert, um eine Bodenschätzung durchzuführen, da die Ergebnisse der Bonitierung von 1863 mangelhaft waren.
Am 3.3. wurde der Tag der Bereitschaft zur Frühjahrsbestellung durchgeführt.
15.07.1952 "Das Volk": "Bauer Marx liefert ein Schwein
Die werktätigen Bauern der BHG Oberdorla wollen ihren Berufskollegen von der BHG Küllstedt nicht nachstehen, Sie übernahmen zu Ehren der II. Parteikonferenz der SED Selbstverpflichtungen. In 26 Selbstverpflichtungen übernehmen neben andern Kollegen die Freunde Erich Adres und Ortwin Käsemann die persönliche Verantwortung für die Druschsätze der BHG. Werner Käsemann und Walter Blum nehmen ihre Traktoren in persönliche Pflege. In weiteren Produktionsverpflichtungen werden 13 Bauern 5960kg Milch, 1260kg Fleisch und 750 Eier zur zusätzlichen Versorgung unserer Bevölkerung bereitstellen. Besonders zeichneten sich dabei die werktätigen Bauern Albert Marx Oppershausen mit 200kg Schweinefleisch und 250 Eiern, und Armin Ißleb, Oberdorla mit 500kg Milch aus"
Verkaufsstelle der BHG der VdgB in der Brunnenstraße wurde 1952 eröffnet.
In Niederdorla wurde die LPG "Neue Zeit" Typ III gegründet, ihr gehörten auch später einige Oberdorlaer an.
Aufzeichnung von Paul Karmrodt.