Der Übergang zur industriemäßigen Produktion in der Landwirtschaft:
Im Winter 1968/69 wurde das Problem der Schaffung großer Produktionseinheiten in der Landwirtschaft besprochen. Die beiden LPG vom Typ I. und III, die LPG Popperode, Langula, Kammerforst, Oppershausen und Niederdorla hatten ihre Vorsitzenden zu gemeinsamen Besprechungen geschickt; ein neues Wort kam in den Sprachgebrauch der Landbevölkerung, das Wort Kooperation. In einigen Orten der DDR waren Musterbeispiele gegründet worden, so in Berlstedt. Dort kooperierten 4 LPG vom Typ III. eine LPG vom Typ I und ein VEG (Volkseigenes Gut) zusammen. Dieser erste Anfang war 1964 im Sommer. Diese Kooperationen wurden zunächst vorwiegend auf dem Gebiet der Pflanzenproduktion entwickelt.
Vorteile: Die moderne Technik und die Erkenntnisse der Wissenschaft sollten schnell und wirkungsvoll in die Landwirtschaft eingeführt werden, umfassende Meliorationsarbeiten sollten über die Flurgrenzen möglich werden. Einführung moderner Technologie, wie Komplexeinsatz der Maschinen. Entwicklung moderner Maschinensysteme, die von der Bestellung über die Bodenbearbeitung bis zur Ernte hohe Leistungen bringen und den Anteil der Handarbeit erheblich senken. Durch die weiterhin Witterungsschwierigkeiten besser überwunden werden sollten. Ermöglichung einer standortgerechten Produktion Einsparung von Investitionsmittel Steigerung von Arbeitsproduktivität und andere.
Die beiden LPG vom Typ I und III Oberdorla hatten schon gemeinsame Investitionen vorgenommen, die LPG Typ I hatte sich an Stallbauten der LPG Typ III beteiligt, da ein Zusammenschluss beider in Aussicht war. Die umfangreiche Viehhaltung in den Gehöften der LPG Typ I Mitglieder wurde manchen zur Last. Oft auch deswegen, weil die Jugend diese Arbeitsweise nicht länger mitmachten. Zahlreiche Söhne und Töchter von Landwirten suchten sich in diesen Jahren den Weg in die Industrie. Diese Entwicklung fand auch in der Viehhaltung ihren Niederschlag. 1939 gab es in Oberdorla ca. 140 Pferde, am 1. Januar 1969 waren es noch 28. Sie nahmen ihren Weg nach Holland.Da dort der Pferdefleischverzehr groß ist. fanden die teilweise im besten Alter stehenden Tiere Absatz, zum Roßschlächter. Manches Tier wird sicher noch einmal als Nutztier verkauft worden sein.
Die Mitglieder der LPG "Dorla" Typ I:
Bachmann, Marta
Schulz, Oskar
Breitbarth, Ortwin
Schütz, Irene
Steinbrecher, Hermann
Breitbarth, Helene
Bötticher, Rudolf
Steinbrecher, Hedwig
Breitbarth, Kurt
Bötticher, Lisette
Steinbrecher, Hermann
Breitbarth, Hilda
Knöpfel, Walter
Steinbrecher, Meta
Breitbarth, Walter
Knöpfel, Sitta
Steinbrecher, Kurt
Luhn, Otto
Fett, Albert
Steinbrecher, Erna
Luhn, Hedwig
Fett, Maria
Steinbrecher, Paul
Stollberg, Paul
Fischer, Erich
Wehr,.Elsbeth
Stollberg, Nanny
Fischer, Maria
Weiß,.Gerhard
Stollberg, Anna
Fischer, Rita
Weiß,.Kurt
Herwig, Fritz
Fischer, Helmut
Weiß,.Rosemarie
Herwig, Erhard
Höfler,Heinz
Weiß,.Karl
Herwig, Brigitte
Höfler, Traute
Weiß,.Pauline
Herwig, Hermann
Isleb, Hans-Martin
Weiß,.Oswin
Herwig, Kurt
Isleb, Karl
Weiß,.Richard
Herwig, Hedwig
Isleb, Helene
Weiß,.Hilda
Karmrodt, Hermann
Böttcher, Albert
Richter, August
Karmrodt, Heinrich
Fett, Manfred
Richter, Maria
Karmrodt, Erika
Krüger, Klara
Stollberg, H. Rentner
Karmrodt, Herbert
Breitbarth, Ottilie
Peterseim, Karl
Karmrodt, Lina
Breitbarth, Auguste
Peterseim, Gotthold
Muder, Pauline
Peterseim, Gerhard
Peterseim, Elfriede
Muder, Kurt Heinz
Peterseim, Karl
Peterseim, Kurt
Das Jahr 1970
23.02. Durch Beschlussfassung der Mitgliederversammlungen der LPG "Dorla" Oberdorla und der LPG "Am Hainich" Oberdorla ist mit Wirkung vom 23. Februar 1970 die LPG "Dorla" Typ I in die LPG "Am Hainich", Typ III übergegangen. Diese Genossenschaft stellt damit den Rechtsnachfolger dar. Die Löschung der LPG "Dorla" Oberdorla ist bereits erfolgt.
Das war die wörtlich genaue Zeitungsmeldung über den Zusammenschluss der beiden Oberdorlaer Genossenschaften. Dieser Schritt war eine Maßnahme zur Bildung größerer Produktionseinheiten. Vorher waren Bestrebungen im Gange gewesen, einen Zusammenschluss der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft "Dorla" mit der LPG Typ I "Dorla" zu erreichen. Die LPG vom Typ I brachte zu diesem Zusammenschluss ein Inventarvermögen von 500000,-Mark mit, die LPG vom Typ III ein solches von 1,5 Millionen (bedingt durch bereits stehende Bauten) Sitz der neuen LPG am Weidenseeweg.
15.07. Melkerberatung in der Kooperationsgemeinschaft Vogtei. Die Fachleute der LPG Oberdorla, Popperode und Niederdorla berichten über die Möglichkeit noch besserer Leistungen. Die Obstbaubrigade der LPG hatte die Patenschaft über die Klasse 9 der POS übernommen. Die Schüler halfen danach bei der Obst- und bei der Rübenernte, die 30 Schüler hatten z. Bsp.
1200dt Rüben geladen.
August:
Frühjahrsbestellung und Ernte waren spät. Und als die Angerburschen um die Tanzlinde herum mit ihren Mädchen tanzten, das war am 20. und 21. September zum Kirmestag, da fiel schon wieder das erste Laub von den Bäumen.
Das Jahr 1971:
09.06. Großes Unwetter
An diesem Sonntagnachmittag tobte sich ein Unwetter zwischen dem Wald und dem Dorf aus. Kritisch wurde es in der Nähe des Siebenmühlenbaches. Es mussten zahlreiche Keller und Brunnen ausgepumpt werden (26 Brunnen). Auch an den landwirtschaftlichen Kulturen gab es Schäden. 200 Bürger waren am Sonntag und am Montag unermüdlich im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen.
21.10. Große Erfolge der Sparte Obstbau:
19800kg Obst produziert, 10800kg abgeliefert
1250 " Erdbeeren " 400 " "
8800 " Gemüse " 2800 " "
300 " Honig " 200 " "
Das Jahr 1972
April: Brandstiftung durch Kinderhand im Schafstall der LPG am Hauptgraben, der Brand konnte bald gelöscht werden.
Das Jahr 1974
Mit Wirkung vom 1. Januar 1974 haben sich die GPG "Edelweiß", Mühlhausen und die LPG "Dorla", Oberdorla zusammengeschlossen. Neue Bezeichnung GPG "Thomas Müntzer" Mühlhausen, Felchtaer Str. 19a.
1974 gab es eine lange Zeit eine große Wespenplage. Der September hatte genug schöne Tage, der Oktober war verregnet. Das Obst hatte wenig Zucker, Weintrauben schmeckten überhaupt nicht, die Hackfrucht und Getreideernte war gut. Nachdenkende Menschen rätselten, wie ein solch kaltes Jahr eine so gute Ernte bringen konnte.
Das Jahr 1975
Im März wurde auf der Mühlhäuser Warte auf einem Zuckerrübenschlag eine Baumschule für Obstgehölze eingerichtet. Es wurden eine Million Baumgehölze aufgeschult und rund 600000 Rosengehölze. Damit war die Baumschule der LPG "Thomas Müntzer" Mühlhausen-Vogtei die größte zusammenhängende Baumschule der DDR.
Das Jahr 1976
Trotz ihrer großen Baumschule konnte die LPG "Thomas Müntzer" ihren Riesenbedarf an Baumgehölzen nicht decken. Unterlagen EM 9 kamen aus Harzerwoude in Holland, Malus IV aus der LPG Beyern – Falkenberg
Juli: Auf der Oberdorlaer Trift feierte die LPG "Thomas Müntzer" ein sehr gelungenes Kirschfest, eine Unmenge Menschen waren auf den Beinen. (4000 wurden geschätzt) Es wurde alles Mögliche geboten, sogar kostenloses Mittagessen aus der Gulaschkanone, Rostwürstchen, Broiler. Es gab einen Schießstand, Ponykutschfahrten. Der Höhepunkt war der Auftritt der Trachtengruppe Oberdorla. Das Lied: "Ein blühender Garten", gedichtet und vertont vom Heimatfreund Hermann Herwig, erlebte an dieser Traditionsstätte Vogteier Brauchtumspflege die Uraufführung. So setzte die LPG die Traditionen fort, die im Territorium heimisch sind, um sie im größeren Umfang zu pflegen.
23.09.
Das Jahr 1976 wurde zum Jahr der großen Dürre. Auf den Feldern staubte es mächtig. Bis lange in den Herbst hinein blieb es trocken. Die Getreideernte war zufriedenstellend, schlecht sah es dagegen mit Kartoffeln und Futtermais aus. Die Apfelernte war sehr schlecht. Die Birnen machten sich dagegen aus der Trockenheit nichts. Wieder einmal hat sich die alte Erkenntnis bewährt, dass unsere schweren Böden mit einem Trockenjahr immer noch fertig werden. In den Zeitungen wurde veröffentlicht, das Jahr 1976 sei das bisher niederschlagsärmste Jahr im 20. Jahrhundert gewesen. Nach den Berichten älterer Leute soll das Jahr 1911 jedoch trockener gewesen sein, wer weiß das schon so genau; dazu müsste man amtliche Niederschlagsmessungen vergleichen. Ich schätze die Niederschlagsmenge auf 200mm im ganzen Jahr. Später hörte ich die Angabe 340mm, das war natürlich örtlich verschieden. In der Vogtei mussten wir einigen Gewittern sehnsuchtsvoll nachsehen, die nur andere Gebiete beglückten. Was bei uns an Regen fiel, wurde ebenso schnell verdunstet. Aber auch die wenigen Niederschläge im November brachten kein Ende der Trockenheit. Beim Bestellen im November zogen die Traktoren Staubwolken hinter sich her und sogar der folgende Winter brachte keine Veränderung, es fielen ebenfalls wenig Niederschläge.
An einigen Stellen des Dorfes wurden Wasserwagen zur Entnahme von Trinkwasser aufgestellt (Besonders Oststraße-Siedlung) Die Erdbeeren in den Gärten brachten trotz Beregnung praktisch keine Erträge. Eine Besonderheit hatte dieses Trockenjahr auch noch, ein bisher kaum gekannter Schädling trieb sein Unwesen, die Erdraupe. Die angefressenen Kartoffeln rochen übel, sie wurden sogar von Schweinen verschmäht.
Das Jahr 1977
12.08. Die Getreideernte wurde stark verzögert, da im August anhaltende Regenfälle waren.
November:
Herbstpflanzung der Obstanlagen auf dem "Heißen Stein", auf dem "Pfarrland" und auf dem "Rettelsteinsiber". Diese Fläche, die sich bereits über drei ehemalige Flurteile ausdehnt, wurde wie schon andere Pflanzungen, zum Jugendobjekt erklärt. In der LPG versteht man es mit der Jugend zu arbeiten. Wenn die Jugend konkrete Aufgaben zu bewältigen hat, steht sie auch ihren Mann. Ein Großteil der dort gepflanzten Äpfel sind von der Sorte Orange, auf der Unterlage EM IV (EM = East Malli)
Das Jahr 1978
Dr. Arandt, der Ökonomie und Kultur bewusst und zielgerichtet in Einklang bringt, ist der Vorsitzende der beinah 6000 ha großen LPG. Er weiß das Lebensfreude und Frohsinn wichtige Schlüssel zum Erfolg einer LPG sind, darum fördert er in seiner LPG diese kulturelle Massenarbeit.
10-Jahrfeier der Gründung der LPG "Edelweiß" in Mühlhausen, der LPG, der sich später GPG "Dorla", LPG Görmar und die KAP Vogtei anschlossen. 1958 fing die LPG mit 8ha landwirtschaftlicher Nutzfläche an und 0,1ha unter Glas, heute sind es, so wurde in der Rede gesagt, 6000ha. 1300 Beschäftigte hat dieser Betrieb und Grundmittel im Werte von mehr als 50 Millionen Mark. Es waren zahlreiche Ehrengäste erschienen. Auch die Oberdorlaer Trachtengruppe trat auf und wieder fand das Lied "Ein blühender Garten soll unsere Heimat im Frühling sein", vom Heimatfreund Hermann Herwig gedichtet und vertont begeisterte Zustimmung.
Im Herbst wurden die Obstanlagen auf dem Weidenseeberg und am Bettelmannsweg gepflanzt.
Die LPG "Thomas Müntzer" bewirtschaftete 1978 5952ha.
Aufzeichung von Paul Karmrodt
Heimat- und Trachtenverein Oberdorla H. W. Schuhmann